Zeitgeschichte | Ein Schüler Siegmund Freuds gilt als Urvater der Kriminologie
Die Verfahrensweisen der besten Forensiker und Profiler aus den USA, Kanada und Europa gehen auf das Jahrhundertwende-Wien zurück. Eine Auseinandersetzung der Geschichte der Kriminologie.
Ein Mensch wird brutal getötet, es gibt keine Spuren und kein Motiv. Mit verblüffenden Methoden rekonstruieren Profiler und Forensiker anhand psychologischer Auffälligkeiten und mikroskopisch kleiner Hinweise auch die mysteriösesten Tötungsdelikte. Wie ticken Mörder? Wodurch verraten sie sich? Wie könnte man sie überführen und der Gerichtsbarkeit zuführen? Kann es in Zusammenhang mit bizarren Fällen von Gewaltverbrechen so etwas wie Gerechtigkeit überhaupt geben? Und warum sind fiktionale Nacherzählungen diverser Mordtaten zu literarischen Bestsellern und medialen Quoten-Hits geworden?
Diesen Fragen geht die Dokumentation "Wiener Blut - Auf den Spuren der ersten Profiler" nach. Angeregt durch die von ORF und ZDF koproduzierte und international erfolgreiche TV-Serie "Vienna Blood" stellt die Dokumentation den ersten Profiler der Kriminalgeschichte in den Mittelpunkt: Max Liebermann, einen Schüler von Sigmund Freud. Der Autor der Krimireihe, auf der die Serie basiert, ist der britische Psychiater Frank Tallis. Er ist ein Kenner des Jahrhundertwende-Wiens, dem Schauplatz seiner Kriminalromane. Tallis rückt einen fiktiven Schüler von Sigmund Freud in den Mittelpunkt und lässt diesen, quasi als ersten Profiler, rätselhafte Kriminalfälle lösen.
Liebermann basiert auf einem realen Vorbild: Theodor Reik. Er war der einzige Schüler Freuds, der sich konkret mit Kriminologie auseinandersetzte. Auf seinen Erkenntnissen über Morde und die dahinterliegenden Motive basiert bis heute die Wissenschaft des "Profilings".
Zu den erfolgreichen Kriminalpsychologen der neueren Zeit gehören die Österreicher Reinhard Haller und Thomas Müller. Müller "träumt davon", wie er es in seinem Buch "Bestie Mensch" formuliert, "den Code des Bösen zu entschlüsseln". Sein Fachgebiet ist die Tatortanalyse, die Kunst also, aus den Entscheidungen, die ein Täter am Ort des Verbrechens trifft, auf seine Persönlichkeit zu schließen. Sein Job besteht darin, sich anzuschauen, was Menschen anderen Menschen antun und das "Warum?" zu klären. In den vergangenen Jahren ist Müller zu einem der besten Kriminalpsychologen der Welt geworden, er hat Tausende Tatortfotos analysiert.
Neben Müller kommt auch der Psychiater Reinhard Haller zu Wort. Er hat rund 500 Schwerverbrecher untersucht - Serienmörder, Sadisten, Psychopathen. Weitere Interviewpartner sind unter anderen Robert Dornhelm, der Regisseur der drei neuen Teile der dritten "Vienna Blood"-Staffel, sowie die Hauptdarsteller Juergen Maurer und Matthew Beard.
Die Dokumentation von Gabriele Flossmann taucht ein in das Wien der Jahrhundertwende und beschreibt, wie die Stadt und deren damalige kulturelle Verfasstheit dazu beigetragen haben, in der Kriminologie neue Richtungen einzuschlagen.
Koproduktion | Clever Contents, ORF III und 3sat
Genre | Dokumentation
Gestaltung | Gabriele Flossmann
Produktionsleitung I Ronald Graf
Schnitt I Jens Diestel
Länge | 45 Minuten
Produktionsjahr | 2023
Erstausstrahlung | 2. März 2023 auf 3sat und 14. April 2023 auf ORF III
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