Erbe Österreich | Habsburg und Windsor – eine komplizierte Freundschaft
Am 6. Mai 2023 richtet sich der Blick der Welt auf die Westminster Abbey in London. Charles III. wird dort zum König gekrönt, es ist die letzte Monarchie in Europa die eine solche Zeremonie zelebriert.
Die britische Monarchie und das alte Österreich waren über Jahrhunderte eng verbunden. Fast das gesamte 19. Jahrhundert prägten zwei Herrschergestalten, in London Queen Victoria und in Wien Kaiser Franz Joseph. Die beiden trafen sich zwar nur wenige Male, doch dies täuscht über das enge Verhältnis der Langzeitmonarchen.
Teil 1 der Dokumentation begibt sich auf eine Spurensuche der britischen Könige und ihrer Beziehung zum habsburgischen Österreich. Geschenke und Gefälligkeiten prägten die Beziehung zwischen Franz Joseph und Victoria das von gegenseitiger Hochachtung geprägt war. Weniger gut hingen war der Eindruck, den Kaiserin Elisabeth bei der Queen hinterließ, sie war regelmäßig in deren Reich zu Gast, doch die so unterschiedlichen Frauen verstanden sich nicht.
Victoria übermittelte mehrere hohe Auszeichnungen an Franz Joseph, ein besonderer Schatz ist dabei der Hosenbandorden, dessen Ornat bis heute in Wien verwahrt wird. Queen Victorias Sohn und Nachfolger Edward VII. schätzte Österreich und besuchte es häufig. Seine Anwesenheit prägte den Geschmack der Wiener Gentlemen. Hier konnte er auch Verwandte besuchen, die Coburger oder die im prächtigen Schloss Nikolsburg an der mährisch-niederösterreichischen Grenze lebenden Mensdorf-Poullies. Diese waren Cousins von Queen Victoria, wegen der nahen Verwandtschaft zum britischen Königshaus stiegen sie in die habsburgische Hochdiplomatie auf.
Als nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie das Schicksal des letzten Kaiserpaars unklar wurde, schickte der englische König Georg V. einen seiner Offiziere zu ihrem Schutz nach Eckartsau. Nur wenige Monate zuvor war der letzte russische Zar Nikolaus II. ermordet worden, der britische Monarch wollte dem Ex-Kaiser und dessen Familie ein gleiches Schicksal ersparen.
Georgs Sohn und Nachfolger Edward VIII. erschütterte die Welt mit seiner Abdankung 1936. Nach seiner legendären Abschiedsrede im englischen Radio tauchte er sofort unter – in Österreich. Für Monate versteckte sich der Ex-Monarch nun im niederösterreichischen Schloss Enzersfeld und wartete dort die Scheidung von Wallis Simpson ab, jener Frau für die er auf den Thron verzichtete.
Wenn der neue englische König Charles III. in wenigen Tagen zu seiner Krönung schreitet, wird wenigen bewusst sein, dass damit ein Achtel Steirer den englischen Thron besteigt. Denn Charles‘ Urgroßvater Prinz Alexander von Hessen, der in russischen Diensten stand, musste einst wegen einer nicht standesgemäßen Heirat den Hof verlassen. Doch er war auch ein Cousin von Erzherzogin Sophie, der Mutter von Kaiser Franz Joseph. So konnte er in österreichische Dienste treten und wurde nach Graz versetzt, wo er mit seiner Frau lebte. Dort kam ihr Sohn Ludwig zur Welt, der erste Prinz einer neuen Dynastie, dem Haus Battenberg. Ludwig ging später nach England, heiratete dort eine Enkelin von Queen Victoria und machte Karriere in der Royal Navy. Im Ersten Weltkrieg folgte er dem Beispiel des Königshauses. König Georg V. änderte den Namen seiner Familie von Sachsen-Coburg und Gotha in das urenglische „House of Windsor. Und aus Ludwig von Battenberg wurde Louis Mountbatten. Sein Enkelsohn war Prinz Philipp, Ehemann von Queen Elizabeth und Vater von Charles III.
Noch heute erinnert eine Villa in Graz an die Battenberger und auch die Taufe des Urgroßvaters von König Charles hat Spuren in der Murmetropole hinterlassen.
Koproduktion | Clever Contents GmbH und ORF III
Förderung | Fernsehfonds Austria, Filmfonds Wien und Land Niederösterreich
Genre | Dokumentation
Idee | Günter Fuhrmann
Gestaltung | Alexander Frohner
Produktionsleitung I Ronald Graf
Länge | 45 Minuten
Produktionsjahr | 2023
Erstausstrahlung | 25. April 2023
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